Frauen bilden Banden – auch in der Kunst


Dass Frauen es sich in der Vergangenheit schwer gemacht haben, weil sie in konkurrierende Rollen gedrängt worden sind, ist bekannt. Dass das beste Mittel dagegen das Banden bilden ist – wird vorausgesetzt. Heißt es bei den Männern – „Männergeklüngel“, so ist es bei uns Frauen das Banden bilden. 

Auch in der Kunst, einer Welt, die wie fast alle männerdominiert ist, muss man sich als Frau vernetzen, um Stereotype aufzubrechen und das Bookingverhalten von Veranstaltern (die männliche Bezeichnung ist bewusst gewählt) zu beeinflussen. 

Tatsächlich gibt es Frauennetzwerke in der Kunst schon länger als man vielleicht denkt. Ein Beispiel hierfür ist GEDOK e.V. – Gemeinschaft deutscher und österreichischer Künstlerinnenvereine aller Kunstgattungen – wurde schon 1926 gegründet und existiert bis heute. In fast jedem Bundesland gibt es Netzwerke für Frauen in der Kunst. 

„In der Kunst“ – hier ist das Problem begraben. Jede Szene innerhalb des großen Wortes Kunst ist ein eigenes Biotop mit seinen eignen Problemen und Dynamiken. Daher ist es durchaus sinnvoller, Künstlerinnennetzwerke innerhalb der eigenen Szene aufzubauen und diese nicht nur intern zu pflegen, sondern sie auch zu institutionalisieren.

Ein Beispiel hierfür sind die SLAM ALPHAS. Sie sind ein Verein mit Sitz in Österreich, der Slam-Poetinnen aus der ganzen deutschsprachigen Szene miteinander vernetzt und es sich zum Ziel gemacht hat, die Interessen der Frauen in der Slam Szene offen nach außen und innen zu tragen. Anhand der Arbeit der SLAM ALPHAS lässt sich gut aufzeigen, was ein solches Netzwerk leisten kann. 

Die SLAM ALPHAS haben, um den Veranstaltern klar zu machen, dass es durchaus viele Frauen in der Slam Szene gibt, die man einladen kann, eine interaktive Karte ins Netz gestellt, in der man Poetinnen finden kann, die Lust haben aufzutreten. Mit Wohnort, Textgenre und Zeiten, in denen man reisen und auftreten kann. Der Begriff Quotenfrau in einem Line Up ist damit ein bisschen mehr Geschichte geworden als vorher. 

Zudem gibt es einen Blog, in dem regelmäßig Frauen über ihre Erfahrungen und Wünsche schreiben. Muss man wirklich mit Männern in einem Zimmer übernachten? Was mache ich, wenn ich auf Tour meine Periode bekomme? Warum ist der Begriff „Mädchenlyrik“ scheiße und wie sieht es mit dem Trinkzwang im Backstage aus?

Als sich die SLAM ALPHAS gründeten, da schlug ihnen viel Misstrauen entgegen. Das sind alles Frauen, die sich im geheimen drüber unterhalten, wer von den Männern sich schon mal daneben benommen hat. Fakt ist aber, wenn du als Mann Angst hast, dass darüber geredet wird, dann solltest du dich und dein Handeln erst mal selbst hinterfragen, bevor du Stimmung gegen ein Frauennetzwerk machst. 

Die Safe Space Kampagne der SLAM ALPHAS unterstützt Frauen, die sich gegen Übergriffe von Menschen wehren müssen. Die SLAM ALPHAS haben zudem eine Gruppe, in die man schreiben kann, wenn man nachts aus irgendeinem Grund (na gut, ich nenne ihn: die Deutsche Bahn) irgendwo gestrandet ist, damit man sicher unterkommt. 

All diese Netze, die Frauen auffangen, würde es ohne die SLAM ALPHAS nicht geben. Anhand dieses Beispiels sieht man aber auch gut, dass es wichtig ist, seine Arbeit in seinem eigenen Biotop zu erledigen, denn nur so kann man auch nachhaltig etwas erreichen. Also bildet Banden in eurer Szene – lasst euch nicht unterkriegen!

Ein Beitrag von Carmen