Das Bedingungslose Grundeinkommen garantiert jedem Staatsbürger ohne Bedingungen einen bestimmten Geldbetrag. Doch ist es sinnvoll, den Menschen ohne jegliche Leistung und Bedürftigkeit Geld zu schenken?
Die Befürworter sprechen von Freiheit, und sind der Meinung, damit hätte man die finanzielle Unabhängigkeit vom Arbeitgeber oder Lebenspartner. Dadurch könnte man sich einfacher vor Ausbeutung durch den Arbeitgeber schützen und aus schwierigen Lebenssituationen einfacher entfliehen. Außerdem argumentieren die Befürworter, dass die Arbeiter*innen produktiver werden, da sie nun die Jobs machen können, die sie wollen und nicht in Berufen sind, welche sie überhaupt nicht wollen.
Mit dem Bedingungslosen Grundeinkommen (BGE) würde die Ausbeutung nicht verringert oder gestoppt werden. Das Gegenteil wäre der Fall. Denn der Arbeitgeber würde die Löhne stark drücken, da das Einkommen nicht mehr die Existenzsicherung ist, sondern ein kleiner Aufschlag zum bereits bestehenden Existenzminimum. Der Arbeitgeber wäre flexibler, die Löhne zu drücken, da die Miete und das Essen und Trinken durch das BGE bereits abgedeckt wäre und mit dem Lohn man sich Güter besorgen würde, die man nicht allzu dringlich braucht. Insbesondere in niedrigeren Lohnsektoren, würden die Löhne weiter sinken und die Ausbeutungsrate stark zunehmen.
In den niedrigen Lohnsektoren befinden sich auch häufig die Tätigkeitsfelder, die keiner freiwillig übernehmen will. Bei sinkenden Lohnkosten und einer bereits vorhandenen Einkommensquelle, dem BGE, gehen wenige Menschen für einen sehr niedrigen Lohn in einen körperlich harten und gleichzeitig gesellschaftlich nicht angesehenen Beruf. Somit könnte das BGE zu einer höheren Arbeitslosigkeit führen, aber nicht nur im Niedriglohnsektor, sondern über alle Berufsfelder verteilt, da die Schwelle, einen Beruf auszuüben, höher liegen würde beziehungsweise die Schwelle, seinen bereits vorhandenen Job aufzugeben, niedriger wäre.
Den Job zu verlieren bzw. freiwillig auf diesen zu verzichten wäre tragisch. Selbst wenn es an finanziellen Mitteln nicht mangeln würde, würde es an sozialen Kontakten mangeln. Im Beruf strickt man Netzwerke und hat ein soziales Umfeld. In der Arbeit verbringt man den ganzen Tag mit Menschen und Arbeitskollegen. Man plant zukünftige Projekte zusammen, sitzt in der Mittagspause zusammen am Esstisch und denkt vielleicht über den nächsten gemeinsamen Urlaub nach. Man ist in das soziale Leben stark eingebunden und hat die Möglichkeit, sich mit Menschen auszutauschen. Deshalb ist der Arbeitsplatz ein sehr wichtiger Ort und sollte auch für jeden ein großer Ansporn sein, selbst einen Beruf auszuüben, um sich sozial zu integrieren, da Menschen soziale Wesen sind und soziale Interaktionen für diesen unverzichtbar sind. Wenn man keinem Job mehr nachgeht, dann kann es sehr schnell passieren, dass man vereinsamt und seinen Interessen und Vorlieben nicht mehr nachgeht.
Die Inflation ist ein weiterer negativer Einflussfaktor des BGE. Wenn jeder 1600 Euro zusätzlich bekommt, dann kann jede Person zusätzliches Geld im Wert von 1600 Euro ausgeben. Eine höhere Zahlungsbereitschaft führt zu einer Anhebung der Preise, denn die Bürger*innen können nun mehr Geld ausgeben. Das wissen die Unternehmen und passen ihre Preise dementsprechend an. Diese Verteuerung würde zu einer starken Inflation führen. Daraufhin müsste man das bereits schwer finanzierbare BGE entweder weiter erhöhen oder die Inflation würde dazu führen, dass der Geldbetrag aus dem BGE seinen Wert verliert, sodass man sich wieder genauso viel leisten könnte wie vorher. Die Inflation hätte nebenbei noch Auswirkungen auf die Ersparnisse vieler Menschen. Personen, meist aus unteren Einkommensschichten, die ihr Geld nicht in Immobilien oder Aktien anlegen können, würden einen Wertverlust ihrer Ersparnisse erleiden, was insbesondere zu Zeiten von niedrigen Zinsen ein großes Problem sein kann.
Ein starker Sozialstaat in einer solidarischen Gesellschaft, welcher jederzeit einspringt, wenn es der/die Bürger*in benötigt ist deutlich sinnvoller. Jedem Bürger*in eine bestimmte Summe auszuzahlen, ganz egal ob diese*r es benötigt oder nicht, wäre eine Verschwendung von Steuergeldern. Wer in finanzielle Schwierigkeiten gerät muss vom Staat bedingungslos unterstützt werden, ohne vorher bis auf den letzten Cent kontrolliert zu werden. Wichtiger ist es jedoch nicht jeden Bürger egal wie wohlhabend die Person ist zu unterstützen, sondern die Marktwirtschaft so weit zu regulieren, dass jede*r Bürger*in ein freies und würdevolles Leben genießen kann, indem man den Mindestlohn auf 12 Euro anhebt und die Arbeitnehmerrechte deutlich stärkt. Dass man all die Vorteile aus dem BGE, wie z.B. Weiterbildung/Studium ohne finanzielle Engpässe, Unabhängigkeit vom Arbeitgeber und Lebenspartner, genießen kann, ohne dass auch die Personen ein zusätzliches Einkommen erhalten, die bereits überdurchschnittlich hohe Bezüge haben. Außerdem muss man die staatlichen Investitionen erhöhen und grundlegende lebenswichtige Güter wie Wasser, Strom und Wohnen kostenfrei anbieten.
Ein Beitrag von Onat