Der Deutsche Hanfverband München

Wer wir sind

Der Deutsche Hanfverband München ist eine eigenständige Ortsgruppe des Deutschen Hanfverbands, der seinen Hauptsitz in Berlin hat. Wir arbeiten ehrenamtlich, unsere finanziellen Aufwendungen werden durch Spenden und Zuschüsse aus den Mitgliedsbeiträgen bei unserer Dachorganisation in Berlin getragen. Zur Mitarbeit bei uns in München sind allerdings keine Mitgliedsbeiträge oder ähnliches nötig. Wir fordern die erleichterte Nutzung von Hanf als Rohstoff, eine verbesserte Betreuung und Versorgung von Patient*innen, die Cannabis als Medizin beziehen oder beziehen wollen und die Freigabe des Besitzes, Anbaus und Handels zu Genusszwecken. Wir halten themenbezogen Kontakt zu Politiker*innen und Parteien und vernetzen uns regional mit seriöser Öffentlichkeitsarbeit für einen besseren Hanflobbyismus in München.

Monatlich veranstalten wir ordentliche Sitzungen (zurzeit wegen der Corona-Pandemie auf virtuellem Weg), in denen wir Neuigkeiten, aktuelle Projekte und anstehende Termine öffentlich besprechen. Z.B. informieren wir über cannabisrelevante Beiträge in den Medien und über Fachmessen, planen Infostände und Demonstrationen und führen diese durch. Außerdem entwickeln, designen und diskutieren wir Info- und Werbematerial wie Flyer und Sticker. Auch eine Selbsthilfegruppe für Patient*innen ist aus unserem Engagement entstanden.

Uns vom DHV München verbindet die Überzeugung und der Einsatz dafür, die derzeitige Rechtslage in Bezug auf Cannabis zugunsten von Verbrauchern, Herstellern, und Händlern zu ändern. Aktuell liegen die Petition des DHV zur Legalisierung von Hanf aus dem Jahr 2017 und das Cannabiskontrollgesetz der Grünen noch zur Abstimmung im Bundestag, das Potenzial zur Veränderung ist also da!

Warum Cannabis legalisieren?

Der Schwarzmarkt generiert nicht nur keine Steuern, er hat vor allem negative Effekte für die deutschlandweit mindestens 5 Millionen Cannabiskonsument*innen, plus die momentan sehr hohe Dunkelziffer. In den seltensten Fällen ist beim illegalen Kauf die Sorte oder genaue Wirkstoffzusammensetzung bekannt und selbst wenn bleibt eine Unsicherheit, denn derzeit finden unter den Bedingungen des Schwarzmarkts keine generellen Tests statt.

Unsicherheit über die Menge und Zusammensetzung der enthaltenen Wirkstoffe erhöht beim Konsum die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten unangenehmer Nebenwirkungen, z.B. bei unerwartet oder unerwünscht THC-reichen Sorten. Im schlimmeren Fall haben es Kund*innen auf dem Schwarzmarkt mit verunreinigtem Cannabis zu tun. Die Beigabe von Streckmitteln erhöht die Gefahr erheblich, die mit dem Konsum einhergeht.

Aufsehenerregend sind in diesem Zusammenhang auch Berichte von Hanfblüten, die mit synthetischen Cannabinoiden angereichert wurden. Bedeutend stärker als natürliche Cannabinoide machen diese im Labor erzeugten Stoffe hochgradig abhängig, können eher Psychosen auslösen und deren Konsum kann anders als bei Hanfblüten sogar tödlich sein. Nach den jüngst von der Bundesdrogenbeauftragten Daniela Ludwig (CSU) veröffentlichten Zahlen der „Rauschgifttoten“ 2019 (https://www.drogenbeauftragte.de/presse/pressekontakt-und-mitteilungen/2020/i-quartal/1398-menschen-an-illegalen-drogen-gestorben.html) fielen wieder einige solchen synthetischen Cannabinoiden zum Opfer. Insgesamt 1398 Menschen starben im letzten Jahr an den Folgen des Konsums illegaler Drogen. Die Todesfälle durch den Konsum von Alkohol (74.000/Jahr https://www.kenn-dein-limit.info/alkohol-in-zahlen.html) und Tabak (110.000/Jahr https://www.feelok.de/de_DE/jugendliche/themen/tabak/interessante_themen/gesundheit_folgeschaeden/leben_und_tod/tote-tabak-deutschland.cfm) sind in dieser Statistik nicht enthalten. Diese weiter verbreiteten, legalen Drogen fordern deutlich mehr Tote, wobei ihre Schädlichkeit und ihr Abhängigkeitspotenzial, sowie die derzeitige Handhabung, wie beispielsweise das Ausmaß der möglichen Werbung, eine ausschlaggebende Rolle spielt. Cannabis taucht ebenfalls nicht in dieser Statistik auf, wenngleich selbstredend aus einem anderen Grund: Wie bei LSD gibt es keine nachgewiesenen Todesfälle durch Cannabis.

Über die Gefahren des Cannabiskonsums sollte ein ehrlicher und freier, wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Austausch stattfinden. Betreuungsangebote haben nach Einschätzung vieler Suchthilfeeinrichtungen und -arbeiter*innen derzeit weniger Wirkung, als sie ohne die polizeiliche Strafverfolgung haben könnten. Auch im Sinne eines besseren Jugendschutzes bringt ein offenerer Umgang Vorteile mit sich. Einerseits haben also die drohenden Strafen einen negativen Einfluss auf die Situation von vielen Abhängigen, andererseits kann momentan z.B. in Schulen keine ehrliche Aufklärung stattfinden, erst recht nicht durch die Polizei.

Die jetzt geplante „Entkriminalisierung“ von Cannabis, über die Frau Ludwig zuletzt öffentlich nachdenkt, soll den Besitz geringer Mengen Cannabis lediglich zu einer Ordnungswidrigkeit umstufen, was wenig Besserung bedeutet. Denn damit wird weder die Stigmatisierung von Hanfkonsument*innen angegangen, noch sind diese wirklich „entkriminalisiert“, zumal sie anstatt mit einem Verfahren, das bei geringen Mengen regulär eingestellt werden sollte, in jedem Fall mit einem Bußgeld rechnen müssen. Restriktivere Bundesländer können ihre Kontrollraten ebenso weiterhin auf einem hohen Niveau halten.

Die jetzigen Regelungen stellen für die Justiz eine unnötige finanzielle und zeitliche Belastung dar. Laut der Polizeilichen Kriminalstatistik sind die Zahlen der Strafverfahren wegen Cannabis erneut angestiegen. 2019 gab es demnach 186.455 Strafverfahren wegen “allgemeiner Verstöße mit Cannabis und Zubereitungen”, also wegen gewöhnlichen konsumbezogenen Besitzdelikten. Alle Strafverfahren wegen Cannabis zusammen, also inklusive Handel, Schmuggel und Besitz größerer Mengen, haben die Marke von 225.000 überschritten. Ca. 83% aller Strafverfahren richteten sich demnach also gegen Konsument*innen! Die steigenden Zahlen bedeuten übrigens, dass sich der Verfolgungsdruck weiter erhöht hat, denn Drogendelikte gelten als Kontrolldelikte, sprich sie fallen proportional dazu an, wie viel nach ihnen gesucht wird.

Eine besonders kuriose Blüte der herrschenden Verfolgung von allem, was möglicherweise nicht genau in das enge Gespann aller deutschen und europäischen Regelungen zu Cannabis passt, sind die bundesweiten Razzien in Hanfläden, bei denen insbesondere große Mengen Hanftee und nicht berauschende Hanfblüten beschlagnahmt wurden. Der Kampf gegen den Handel mit Hanfblüten, die einen sehr niedrigen THC-Grenzwert überschreiten, ist es nach Auffassung einiger Staatsanwälte wert, bayernweit bei 16 Einsätzen insgesamt rund 500 Polizeibeamt*innen zu beschäftigen, wie eine Anfrage der Grünen beim bayerischen Innenministerium ergab. (https://www.mainpost.de/art735,10417426) Damit wird ein unverhältnismäßig großer und nicht zu rechtfertigender Aufwand betrieben, auf rabiate Weise den Handel mit Blüten zu kontrollieren, die kein Missbrauchspotenzial mit sich bringen. Steuergeld und Polizeistunden werden dabei verschwendet für die Suche nach Pflanzenmaterial, das den Grenzwert für Nutzhanf von 0,2% THC um unbestimmte Höhe überschreitet.

Was wir machen

Der DHV fordert im Rahmen der Justizoffensive, das Verbot von Cannabis als verfassungswidrig zu erklären. Es erfüllt nicht die nötigen Verfassungsgrundsätze, die für solche staatlichen Maßnahmen gelten. Das Verbot ist erstens nicht geeignet dafür, den Konsum zu reduzieren. Zweitens ist es nicht erforderlich, um dem Ziel des Gesundheitsschutzes nachzukommen. Und drittens ist es nicht verhältnismäßig, denn zum Teil übersteigen die negativen Auswirkungen des Verbots die negativen Auswirkungen des Konsums deutlich. Der bekannte Jugendrichter Andreas Müller hat diesbezüglich in enger Abstimmung mit dem DHV einen Normenkontrollantrag beim Bundesverfassungsgericht gestellt.

Seit über 5 Jahren sind wir als Deutscher Hanfverband München offiziell eine Ortsgruppe des DHV. Ursprünglich ist unsere Gruppe aus dem “Hanftag” hervorgegangen, einem eher losen Zusammenschluss von Legalizern. Heute bringen mehrere Dutzend Münchener Aktivist*innen regelmäßig Informationen über das Potenzial von Cannabis als Medizin, sowie über die Schädlichkeit des Verbots von Hanf und die zahlreichen Vorteile einer staatlich kontrollierten Freigabe als Genussmittel und Rohstoff unter die Leute.

Dass die Stadt München unsere Petition angenommen hat und im Rahmen eines Modellprojekts Medizinalhanf anbauen will, setzte unserer Arbeit letztes Jahr dann die Krone auf. Um den Lieferengpässen zu begegnen, solle die Stadt München selbst Cannabis anbauen, haben Petent*innen aus unseren Reihen gefordert. Am 9. Mai 2019 hat der Gesundheitsausschuss dann tatsächlich unseren Modellprojektantrag einstimmig angenommen. Unter anderem haben sich die Jusos für den lokalen Anbau eingesetzt und auch der Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) hat im Bayerischen Rundfunk öffentlich seine entschlossene Unterstützung des Vorhabens bekundet. Die bundesweit ausgeschriebenen Mengen zum Anbau in Deutschland sind weiterhin alles andere als bedarfsdeckend. Wir sind sehr gespannt, was sich hier noch tut!

Auch sonst war unser Jahr 2019 bewegt. Schöne Erinnerungen sind dabei Frank Tempel (die Linke, Kriminalkommissar und Vorstandsmitglied „LEAP Deutschland“) als Redner bei unserem Global Marijuana March auf dem Odeonsplatz oder das spätsommerliche T-Shirt-Wetter mit entsprechendem Andrang bei unseren Infoständen zur Wiesn.

Erschütternd hingegen war vor bald 6 Jahren die Erschießung des mutmaßlichen Cannabisdealers André B. in Burghausen, die sich im Juli jährt. Unter Federführung unseres ehemaligen Sprechers Micha Greif organisierten wir hierzu 2019 einen Gedenkmarsch zum fünften Jahrestag, der mit einer Rosenniederlegung am Tatort endete. Die zahlreichen positiven Rückmeldungen vor Ort haben uns in besonderer Weise gezeigt, wie dankbar viele Bürger*innen für unser öffentliches Bekenntnis zu einer vernünftigen Drogenpolitik sind.

Um Besuchern an unseren Infoständen den Einstieg ins Engagement zu erleichtern, haben wir ein Porträt unserer Arbeit als Ortsgruppe im Hosentaschenformat geschaffen. Weiterhin konnten wir unseren beliebten Flyer “Cannabis als Medizin” in der 2. Auflage veröffentlichen. Momentan überarbeiten wir unsere Website https://hanfverband-muenchen.de.

Für den Global Marijuana March 2020 waren wir mitten in der Organisation, als dieser zum geplanten Zeitpunkt, Samstag, den 2. Mai, immer unwahrscheinlicher wurde. Aufgrund der aktuellen Situation müssen wir diesen allerdings auf einen noch unbestimmten Zeitpunkt verschieben. Wir arbeiten stattdessen gerade an einer virtuellen Alternative am geplanten Datum, ihr dürft euch also gespannt bereithalten!

Wir freuen uns darauf, auch dieses Jahr wieder etliche Aktionen durchzuführen, je nachdem, wann die Corona-Krise wie viel zulässt. Für unsere Arbeit können wir allerdings jede Hand gebrauchen – komm doch einfach mal bei einem unserer Treffen vorbei! Bis diese wieder möglich sind, halten wir unsere Sitzungen als Audiokonferenzen ab. Auf Nachfrage geben wir euch gerne die Möglichkeit, mit teilzunehmen.

Die Termine dafür werden auf unserer Website, im DHV-Forum und auf unserer Facebook-Seite bekanntgegeben. Außerdem werden sie in den DHV-News genannt, in denen der DHV auf YouTube wöchentlich über Neuigkeiten und Entwicklungen rund um Cannabis informiert.

Andreas Richter

Sprecher Deutscher Hanfverband München

ortsgruppe-muenchen@hanfverband.de

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https://www.hanfverband.de
https://www.hanfverband-muenchen.de

Als Ortsgruppe des Deutschen Hanfverbands arbeiten wir zu 100% ehrenamtlich. Unsere Kosten werden durch Spenden und Mitgliedsbeitrage getragen. Je mehr uns unterstützen, desto stärker sind wir: https://www.hanfverband.de/dhv/unterstuetzen

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