Die Fridays for Future Bewegung
Schon seit August 2018 streikt Greta Thunberg vor dem schwedischen Parlament für eine bessere Klimapolitik. Seitdem hat sich dieser Protest auf hunderte Länder, tausende Städte und Millionen Schüler*innen ausgebreitet. Um die Fridays for Future Bewegung besser zu verstehen, führe ich ein Interview mit einem Mitglied von Fridays for Future München.
Was sind die konkreten Ziele der Fridays for Future Bewegung?
Es gibt einen Katalog an Grundsatzforderungen, den wir intensiv mit Wissenschaftler*innen erarbeitet haben. Diese Grundsatzforderungen beinhalten die Einhaltung des Pariser Abkommens und des 1,5° Grad-Ziels. In Deutschland fordern wir explizit die Nettonull bis 2035, den Kohleausstieg bis 2030 und eine 100% erneuerbare Energieversorgung bis 2035. Für das Jahr 2019 haben wir Forderungen, die auf www.fridaysforfuture.de mitsamt Erläuterung einsehbar sind. Neben den Klimazielen steht FFF auch für das soziale Bewusstsein der Klimakrise und integriert vor allem auch Menschen, denen noch keine souveräne Stimme zugesprochen wird, über die sie jedoch selbstverständlich verfügen. Wir wollen die Rettung des Klimas für alle wirklich machen und einen Raum bieten, in dem jede Person mitwirken kann und der Politik zeigen, dass die Krise überall schon angekommen ist, außer in der Regierung und dass diese über die größten Möglichkeiten verfügt, notwendige Revolutionen durchzusetzen.
Wie möchte die Fridays for Future Bewegung diese Ziele erreichen?
Wir üben durch unseren Aktivismus Druck auf die Regierung aus, damit diese endlich anfängt ernsthaft zu handeln. Durch unsere Unterstützung durch NGOs und Vereine haben wir zusätzlich sehr hilfreiche Ressourcen. Zu unseren wichtigsten Methoden gehört unsere sehr gute Organisation und das sehr große Engagement aller Mitwirkenden, die auch in Zukunft streiken, bis die Regierungen adäquat handeln und das Streiken nicht als “Spinnerei” abstempelt.
Gab es bereits erfolgreiche Schritte bei der Verfolgung der Ziele?
Wirkliche Erfolge die die Klimapolitik rechtmäßig korrigieren haben wir leider noch nicht erreicht. Dennoch haben wir zwei Hürden schon überwunden: wir haben eine hohe mediale Aufmerksamkeit gewonnen und der Großteil der Bevölkerung unterstützt unsere Forderungen. Ansätze eines Diskurses mit Regierungen gibt es inzwischen auch schon, aber leider noch keinen ernsthaften Dialog.
Glaubst du die Bewegung kann noch weiter wachsen?
Auf jeden Fall – sonst würden wir das ja alle nicht machen.
Du hast vorher schon erwähnt, dass die Fridays for Future Bewegung sehr gut organisiert ist. Wie ist denn Fridays for Future aufgebaut und wie ist sie organisiert?
Die verschiedenen Ortsgruppen haben eine gute Vernetzung zu den anderen bundesweiten Ortsgruppen, was Kommunikation und Zielfindung deutlich vereinfacht. Jede Ortsgruppe wird lokal organisiert und hat autonome Freiheiten, jedoch herrscht ein allgemeiner Konsens zwischen allen Gruppen. Generell versuchen wir zudem Hierarchien zu vermeiden und kein “Gesichtertum” aufzubauen, weil wir uns nicht über bestimmte Personen definieren (Ausnahme: die fabelhafte Greta Thunberg!) und jedem Mitglied eine hohe Verantwortung zutrauen.
In wie vielen Ortsgruppen seid ihr vertreten?
Vor ca. einer Woche haben wir die 500 geknackt – es werden aber täglich mehr!
Das ist eine erstaunlich hohe Zahl und beim globalen Schulstreik am 15. März haben allein in Deutschland mehr als 300.000 Schüler demonstriert. Dies erfordert auch einen hohen finanziellen Aufwand. Wie finanziert sich die Fridays for Future Bewegung?
Hauptsächlich durch private Spenden. Es gibt aber viele Organisationen die uns anders unterstützen – zum Beispiel durch Sachspenden zum Transpi malen und Räume die uns kostenlos zu Verfügung gestellt werden.
Was hat dich eigentlich inspiriert politisch aktiv zu werden? Was hat dich dazu bewegt den Klimaschutz nicht den Erwachsenen zu überlassen sondern die Sache selbst in die Hand zu nehmen?
Generell politisch aktiv zu werden oder explizit bei Fridays for Future?
Explizit bei Fridays for Future
Fridays for Future kam ja gegen Weihnachten 2018 nach München. Damals gab es noch keine Gruppe von Menschen, die sich dafür verantwortlich gefühlt haben. Daher haben sich einige Leute zusammengefunden, die die Wichtigkeit der Klimakrise begriffen hatten und sich zusammenschlossen, damit auch München einen Beitrag leisten kann und sich immer mehr Leute Fridays for Future anschließen können. Die Erwachsenen haben uns ja in dieser Hinsicht sehr enttäuscht bzw. im Stich gelassen. Warum sollten wir dann die Probleme die vor allem unsere Generation betreffen einfach ignorieren? Es würde eine Katastrophe bedeuten, wenn man die Sache dann einfach aussitzt, als selbst aktiv zu werden.
Wie reagiert dein Umfeld also Freunde und Familie wenn sie hören dass du bei Fridays for Future mitmachst?
Also ganz am Anfang, als FFF noch nicht so eine mediale Aufmerksamkeit und positive Resonanz hatte wie jetzt, wurde ich sehr belächelt und hab öfter Kommentare wie “Glaubst du echt dass da Leute mitmachen?” und “Das ist doch voll unnötig” geerntet. Die krasseste Aussage die ich gehört habe war: “Öko-Emanzen wie du haben ja eh nichts besseres zu tun”. Aber inzwischen haben die meisten Menschen die Ernsthaftigkeit begriffen und ich erhalte Zuspruch und Lob aus meinem Umfeld; viele meiner Mitmenschen konnte ich auch schon zum Streiken animieren.
Danke für das tolle Interview.
Danke für dein Interesse.