Die Technokratie ist eine undemokratische Verwaltungsform deren Handlungen auf wissenschaftlichem und technischem Wissen basieren. Kritik oder Opposition gibt es dabei nicht. Zum Einsatz kommt diese Herrschaftsform beispielsweise in Militärdiktaturen. Jedoch wird auch die Europäische Union technokratisch verwaltet und es haben auch progressive Aktivist*innen wie Greta Thunberg Anforderungen wie „Unite behind the Science“. Doch ist die Technokratie das richtige Herrschaftsmodell?
Nein. Die Technokratie ist ein demokratiefreies Gebilde. Keiner bis auf die Expert*innen darf und kann Einfluss auf politische Entscheidungen nehmen. Wenn einer/m Bürger*in etwas nicht passt, dann hat diese*r keine Möglichkeit sich dagegen zu wehren, weil die Technokrat*innen rational gesehen die beste Entscheidung bereits getroffen haben. Jedoch sind die Entscheidungen von Expert*innen Gefühls-, Ideologie- und Seelenfrei. In den Augen der Technokrat*innen kann man die Geschehnisse auf der Welt mittels mathematischer Formeln und Funktionen beschreiben. Oftmals sieht die Realität aber anders aus. Menschen sind nämlich nicht rationale, sondern emotionale Wesen. Emotionen kann man nicht mit Formeln beschreiben und auch anders nicht abschätzen oder erfragen. Außerdem gibt es nicht diese eine wissenschaftliche Wahrheit, die sofort angewandt werden kann. Wie die Politik selbst, beruht auch die Wissenschaft auf Voraussetzungen, Interessen, Annahmen, Modellen und Prognosen. Also Interpretationen, welche man debattieren muss. Schlüsse die nicht einen eindeutigen und klaren Weg aufzeigen. Dabei die richtige und dem Volkswillen nächste Entscheidung zu treffen ist die Aufgabe der gewählten Politiker, denn ein Technokrat kann und wird den Volkswillen nicht berücksichtigen in seiner Entscheidungsfindung.
Dennoch sind Experten aus dem politischen Prozess nicht wegzudenken. Neben ihren Beratern brauchen Politiker oftmals eine externe Beratung.
Repräsentative Demokratien sind aber auch keine Alternative zur Technokratie. Die einzig echte Alternative sind echte demokratische Strukturen. Ein Beispiel hierfür sind die Bürgerräte, welche in Frankreich bereits ihre Forderungen für eine grüne Politik an die französische Regierung abgegeben haben. Dabei sollte man politische Freiräume schaffen und diese zur Beratung und Aufklärung des Volkes nutzen. Anschließend zu der Wissensbereicherung sollte es Diskussionsrunden geben, bei denen auch politische Entscheidungen gefällt werden können oder politische Empfehlungen an Parteien und Parlamente weitergegeben werden können. Eine Initiative, die in Deutschland solche echt demokratischen Strukturen aus gezielter Kopplung von Expert*innenmeinungen und Volkswille mittels Bürger*innenräte fordert ist der „mehr Demokratie e.v.“.
Mit solidarischen Grüßen, euer sozialistischer Engel
Wenn es nicht mehr weitergeht, müssen Technokrat*innen es richten. In der Politik trat diese Erkenntnis bereits in Erscheinung: in Italien und in Griechenland während der Euro-Schuldenkrise. Technokrat*innen-Regierungen stehen oft in Verruf. Dabei wäre ein politisches System, das sich an technokratischen Leitlinien orientieren würde, eine effizientere Form, Politik zu organisieren.
Das demokratische Hin-und-Her in den Parlamenten, Räten und Ausschüssen nötigt den Bürger*innen viel Geduld ab. So viel, dass sie sie sogar in Geld messen können. Fehlplanungen wie der neue Berliner Flughafen und Stuttgart 21 zeigen ein hohes Maß an mangelnder Kompetenz an gewissen Schaltstellen. Nicht nur, dass die Bauten teurer wurden – die Kosten sind ins Unermessliche explodiert. Es fehlte an Expertise.
Dabei wäre es viel einfacher, Expertinnen und Experten Politik machen zulassen. In jedem Politikfeld auf jeder Ebene, ob kommunal, Land oder im Bund, können Gesetze besser regeln und auch besser in ihrem Bereich arbeiten. Eine Medizinerin ist Gesundheitsministerin, ein Lehrer Schulminister.
Diese Idee ist nicht neu. Schon Platon erkannte, dass eine Philosophen-Regierung (damals wohl Expert*innen in allem) besser wäre als jede anderes politisches System. Denn Politik ist nun mal von Fakten bestimmt. Fakten, die zwar falsifizierbar sind, aber Wissenschaftler*innen sind immer auf dem neusten Stand der Forschung. Ob Klimawandel oder Volkswirtschaft – die neusten Erkenntnissen aus der Wissenschaft parat zu haben, ist im politischen Entscheidungsfindungsprozessen von immenser Bedeutung.
Die Politik wäre daher gut beraten, sich von Technokrat*innen gestalten zu lassen.
Mit diabolischen Grüßen, der Anwalt des Teufels