Vieles spricht aus feministischer Sicht für eine Frauenquote. Das lässt sich kaum in Abrede stellen. Ebenso viele Argumente aus antifeministischer Sicht sprechen dagegen. Ich denke, dass jede*r die*der diese Debatte verfolgt hat die Gegenargumente aufzählen kann: Sollte nicht eigentlich die stärkste Kandidat*in gewinnen? Wer will denn Quotenfrau sein? Werden Männer damit nicht benachteiligt?
All diese Argumente wurden bereits oft genug in der Öffentlichkeit diskutiert und es ist müßig sie wieder aufzurollen. Deswegen macht es doch eher Sinn einmal anzusprechen welche Probleme für den Feminismus aus der Frauenquote erwachsen.
Das erste Problem ist, dass die Frauenquote in ihrer Anwendung oft nur eine Gleichstellung inszeniert, die in Wirklichkeit nicht stattfindet. Wer bei den Jusos jahrelang aktiv ist, ist es gewohnt in Vorständen und Gremien zu sitzen die formal quotiert und überquotiert sind. Bei den tatsächlichen Sitzungen findet sich dann jedoch wieder ein männlicher Überhang, weil die weiblichen Genoss*innen oft fehlen. Die Ursachen dafür können vielfältig sein. Es kann an männlicher Redekultur liegen, an einer Terminwahl, die für Frauen ungeeignet ist, oder daran, dass viele Frauen aufgrund der Quote überbelastet sind mit Ämtern.
Doch egal welche dieser Erklärungen die richtige ist (vermutlich eine Mischung aus allen dreien), die Frauenquote führt dazu, dass sich Leute zurücklehnen und sich denken: „Wozu noch Frauenförderung, wir sind doch bereits quotiert!“
Ein weiteres Problem, das erwächst, ist, dass mit der Quote Frauen vor allem mit anderen Frauen konkurrieren. Auf dem Weg nach oben werden Frauen nicht von Männern blockiert, sondern von anderen Frauen. Ebenso geht die Bedrohung für den eigenen Posten nicht von Männern aus, sondern von nachrückenden Frauen. Schlimmer noch, die Männer werden oft zu den wichtigsten Verbündeten, wenn es um Ämtervergabe geht.
Damit führt die Frauenquote paradoxerweise zu einer Entsolidarisierung der Frauen untereinander und zu einer Konsolidierung der männlichen Dominanz.
Mit diabloischen Grüßen – der Anwalt des Teufels
Es war fast schon ein historischer Tag im Oktober, als es die erste Frau an die Spitze eines Dax-Konzerns geschafft hat. Nahezu alle Medien berichteten über dieses Ereignis. Doch angesichts der Tatsache, dass in Deutschland mehr Frauen als Männer leben (41 Millionen Frauen – 39 Millionen Männer), sollte dies eigentlich keine Besonderheit sein, sondern zur Normalität gehören.
Dass Jennifer Morgan die einzige Frau ist, die ein Dax-Konzern leitet, ist ein strukturelles Problem. Denn Spitzenpositionen in der Wirtschaft und Politik werden fast immer von Männern dominiert. Diese haben wenig Interesse daran, ihre oftmals mächtigen Positionen an ein weibliches Geschlecht abzugeben. Das Patriarchale Denken herrscht noch immer in vielen Köpfen.
In den drei deutschen Börsenindizes Dax, MDax und SDax werden gerade einmal ein Viertel der Stühle im Vorstand mit Frauen besetzt. Zwei drittel der Vorstände von deutschen Unternehmen bestehen ausschließlich aus Männern. Diese männliche Dominanz muss ein Ende haben.
Doch ein Ende dessen scheint nicht in Sicht, sodass die Bundesregierung vor vier Jahren eine verbindliche Quotenregelung von 30 Prozent für die Neubesetzung von Aufsichtsräten von 108 Börsennotierten Unternehmen beschlossen hatte. Der Gesetzesentwurf von Manuela Schwesig war ein großer Schritt für die Gleichberechtigung und die progressiven Kräfte.
In vielen Ländern ist es jedoch bereits Normalität, dass eine Spitzenposition von einem weiblichen Mitarbeiter besetzt wird. In den USA werden beispielsweise die großen Konzerne IBM und General Motors von weiblichen Führungskräften geleitet. Das ist gesellschaftlich enorm wichtig, damit Frauen aus der Rolle der Hausfrau und Erzieherin endgültig ausbrechen und die Wichtigkeit und der Wert der Frauen in den Vordergrund gestellt wird.
Die Gleichstellung von Männern und Frauen muss zu einer Grundsätzlichkeit werden. Dafür müssen die Menschen es gewohnt sein, gleich viele Männer wie Frauen in den Vorständen zu sehen. Dies geschieht am besten durch gesetzliche Vorgaben, einer Frauenquote.
Schon im Grundgesetz wurde die Gleichstellung verankert. Denn die Gleichstellung birgt auch anderweitig hohes Potenzial. Wenn man einen Teil der Bevölkerung bewusst diskriminiert, können die Fähigkeiten dieser Menschen nicht genutzt werden.
Das ist sehr schade, weil dadurch sehr viel Potenzial, Ideen und Kenntnisse ungenutzt bleiben. Diese auszuschöpfen würde sowohl die Gesellschaft als auch die Unternehmen bereichern und zum Fortschritt verhelfen.
Das Parlament vertritt und widerspiegelt die Gesellschaft. In einer Gesellschaft, in der es mehr Frauen als Männer gibt, ist ein Parlament mit 69 Prozent Männer-Anteil nicht besonders gut repräsentiert. Im Internationalen Vergleich ist Deutschland weit hinten. Ganz vorne sind Bolivien und Kuba mit über 50 Prozent und Ruanda mit über 60 Prozent.
Auch in Deutschland ist eine höherer Frauenanteil im Parlament möglich. Seit der Gründung der BRD ist der Anteil der Frauen stark gestiegen – von 6,8 Prozent (1949) auf 37,3 Prozent (2013). Aktuell ist die Zahl wieder auf 31 Prozent gesunken. Eine Parité Gesetz wie in Brandenburg ist auch im Bundestag dringend notwendig, um die Gesellschaft richtig zu repräsentieren und die Stimme der Frauen nicht zu ersticken.
Beispielsweise ist es nicht in Ordnung, dass Männer mit fast 70 Prozent im Parlament vertreten, eine überrelevante Stimme bei Themen wie der Abschaffung vom Paragraphen 218 haben, welches ausschließlich Frauen psychisch und physisch trifft. Auch die Länder sind sehr mager durch Frauen vertreten. Von Sachsen Anhalt mit 21 Prozent bis Hamburg mit 38 Prozent sind die Landtage Männerdominiert. Dabei zeigt das Parité Gesetz in Brandenburg, dass es auch auf Landesebene anders möglich ist.
Das Parite Gesetz lässt nur Parteien mit quotierter Wahlliste zur Wahl zu. Dabei müssen Männer und Frauen abwechselnd auf der Liste vertreten sein. Das Gesetz gilt ab 2020. Eine Regelung dieser Art existiert in Frankreich bereits seit 2001. Auch im Deutschen Bundestag muss eine Frauenqoute eingeführt werden, um die Stimme des Volkes richtig wiederzugeben und das Land besser zu repräsentieren.
Antifaschistische Grüße – der sozialistische Engel