Warum wir auch heute noch eine Frauenquote brauchen – ein Kommentar zum Weltfrauentag 2015

Am Sonntag, den 8.März, jährte sich der internationale Weltfrauentag zum 104. Mal. Am Freitag vorher wurde dank Familienministerin Manuela Schwesig und der SPD im Bundestag die Frauenquote von 30% für Aufsichtsräte beschlossen. Kann die Quote nicht erfüllt werden, so muss ein (oder mehrere) Posten vakant bleiben. Ein lange fälliger kleiner Schritt in die richtige Richtung. Doch brauchen wir eine solche Quote überhaupt noch? Ist die Gleichstellung von Mann und Frau nicht bereits längst erreicht?

Letzten Samstag hatten wir anlässlich des Weltfrauentags einen Infostand am Rindermarkt aufgebaut, neben coolen Postkarten und netten Gesprächen gab es ein Ratespiel, bei dem Passant_Innen versuchen konnten,  Prozentangaben den tatsächlichen Frauenanteil an z.B. verschiedenen Berufsgruppen zuzuordnen. Dabei wurde uns immer wieder eine Frage, die in den letzten Tagen auch in den Social Media sehr präsent war, gestellt: „Werden Frauen denn überhaupt immer noch benachteiligt? Ist so eine Frauenquote nicht längst obsolet?“ Wir sagen: JA Frauen werden leider in bestimmten Bereichen noch immer benachteiligt. NEIN, die Quote ist nicht überflüssig. Ein paar Beispiele gefällig? Am bekanntesten ist wohl der sogenannte Gender Pay Gap, sprich der Unterschied in der Bezahlung, den Frauen Männern gegenüber für die gleiche Arbeit erfahren. Heute noch. Der Gender Pay Gap liegt zurzeit bei ca. 22%, daran erinnert auch der Equal Pay Day, der dieses Jahr am 20. März stattfindet.

Ein weiteres Beispiel für das noch immer vorherrschende Ungleichgewicht zwischen Männern und Frauen sieht man an den Universitäten. Während noch mehr als die Hälfte der Studienanfänger_Innen weiblich sind, liegt der Frauenanteil unter den Promovierenden dann noch bei ca. 45%, bei den Habilitierenden bzw. Professor_Innen sind es jedoch nur noch 27% Frauen. Wer jetzt argumentiert möchte, dass es doch auch von Frauen dominierte Berufe gebe, der hat definitiv Recht. Zumeist sind das aber genau die Berufe, die nicht besonders attraktiv vergütet werden (z.B. Erzieher_Innen, Pflegepersonal). Bleibt man in derselben Branche und schaut die höher dotierten Posten an, sieht man in der Regel wieder hauptsächlich Männer (z.B. Chefärzte). Ebenso verhält es sich an Schulen, an den Grundschulen wimmelt es von Lehrerinnen, am Gymnasium tauchen dann schon wieder die Lehrer verstärkt auf und die Direktorenposten sind – wer hätte das gedacht – meist von Männern besetzt.

Auch in der familiären Kinderbetreuung ist noch lange keine Gleichstellung in Sicht. Während die (wenigen) Männer, die Elternzeit nehmen, oft noch befremdete Blicke auf sich ziehen bzw. sich vor Vorgesetzen, Kollg_Innen und Freunden rechtfertigen müssen, ist es bei Frauen gerade andersherum. Sie müssen sich als „karrieregeil“ oder „Rabenmütter“ bezeichnen lassen und werden gefragt, warum sie denn überhaupt Kinder in die Welt gesetzt haben, wenn sie sich doch jetzt sowieso nicht kümmern wollten.

Die Liste an Punkten, in denen noch keine Gleichstellung der Geschlechter erreicht ist, lässt sich beliebig fortsetzen, jedoch wollen wir uns auch über die kleinen aber dennoch so wichtigen Erfolge freuen. Und ein solcher Erfolg ist die frisch beschlossene Frauenquote. Zwar sind es nur 30% und auch nur die Aufsichtsräte von ca. 100 börsennotierten Unternehmen betroffen – doch der Anfang ist gemacht.

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