Markus* ist 30 Jahre alt, Polizist und hat während seiner Arbeit regelmäßig mit Drogenkriminalität zu tun. Über diese Arbeit und wie sie sich auf seine Einstellung gegenüber Drogen ausgewirkt hat, haben wir mit ihm gesprochen.
Du hast bei deiner täglichen Arbeit mit Drogenkriminalität zu tun. Was ist die Aufgabe der Polizei iim Bereich der Drogenkriminalität?
Die Aufgaben der Polizei im Bereich der Drogenkriminalität sind logischerweise deren Bekämpfung.
Es wird Hinweisen aus der Bevölkerung nachgegangen sofern aktuelle, welche auch erfolgversprechend sind, vorliegen. Weiter werden im Rahmen ziviler Tätigkeiten eigene Feststellungen, in der Regel an klassischen Brennpunkten, getroffen und weiter verfolgt.
Kümmern sich Polizist*innen, die ausschließlich für die Bekämpfung von Drogenkriminalität zuständig sind, nur um die “großen Dealer”?
Nein. Auch die „Kleindealer“ und die „klassische Straßenkriminalität“ gehören zum Aufgabenbereich.
Vor welchen Herausforderungen steht man bei dieser Arbeit?
Eine der Herausforderungen ist natürlich zunächst, weder von den Dealern noch von den Käufern, als Polizei erkannt zu werden. Gerade dies ist an den klassischen Brennpunkten nicht immer einfach. Auch finde ich es persönlich manchmal belastend die ganz eigenen Schicksale der „Endkonsumenten“ kennenzulernen. Da denke ich mir manchmal, dass diese Menschen ganz viel Pech im Leben hatten und nun nichts anderes außer ihrer Drogensucht haben.
Werden auch in Deutschland Drogen in größeren Mengen hergestellt oder kommen die Drogen vor allem aus anderen Ländern?
Hier ist natürlich wichtig zu wissen, um welche Drogen es sich handelt und was eine „größere Menge“ ist. Vor allem bei Marihuana kommt es auch vor, dass dies in eigenen Plantagen, teilweise sogar auch Lagerhallen, hier hergestellt wird.
Jedoch wird auch viel Marihuana importiert, genauso wie die meisten anderen Drogen.
Welche Drogen werden in Deutschland deiner Erfahrung nach am meisten konsumiert?
Da ich davon ausgehe, dass wir nur von illegalen Drogen sprechen, wäre meine persönliche Einschätzung folgende: (dies beruht jedoch ausschließlich auf meinen persönlichen Erfahrungen)
– Marihuana
– Heroin
– Amphetamin
– Kokain
Gibt es je nach sozialem Status andere Drogen die konsumiert
werden?
Ja. Das lässt sich eigentlich auch schon sehr gut durch den Preis
erklären. Marihuana ist deutlich billiger als beispielsweise Kokain. Kokain
wird meist, jedoch natürlich nicht nur, von Geschäftsleuten o.ä. Konsumiert,
wohingegen Marihuana meines Erachtens keine bestimmte Zielgruppe hat. Viele
Kokainkonsumenten rauchen nach den Feiern auch noch einen Joint um wieder
„runter zu kommen“ und schlafen zu können.
Hat sich deine Einstellung zu Drogen durch deine Arbeit geändert?
Wenn ja, warum?
Meine Einstellung hat sich dahingehend geändert, dass ich mehr
„Respekt“ vor Drogen jeglicher Art habe weil man natürlich mitbekommt, wie es
die Konsumenten verändert. Früher habe ich Marihuana für eine harmlose Droge gehalten,
nun bin ich überzeugt, dass diese von vielen, vor allem jüngeren Menschen, sehr
unterschätzt wird. Selbst bei einmaligem Konsum von Marihuana kann sich eine
drogeninduzierte Psychose ergeben welche weitreichende Folgen auf das Leben
hat. Regelmäßig werden Menschen von uns aufgrund einer drogeninduzierten
Psychose mit bestehender Fremd- bzw. Eigengefährdung zwangseingewiesen.
Wie stehst du zu einer Legalisierung von Marihuana? Würde das die
Polizei entlasten?
Selbstverständlich würde es die Arbeit der Polizei auf der einen
Seite entlasten, genauso wie eine Legalisierung von Kokain, Heroin usw. Da
diese Straftaten dann nicht mehr aufgrund des Legalitätsprinzips von uns
verfolgt werden müssten.
Auf der anderen Seite bedeutet es dennoch mehr Arbeit, man denke
an drogenbedingte Verkehrsunfälle o.ä.
Meines Erachtens hat sich eine gewisse Legalisierung von Marihuana
im Bereich der Justiz bereits eingestellt. Sehr viele Verfahren des klassischen
Besitzes der Menge an „Eigenbedarf“ von Marihuana werden eingestellt, oft sogar
ohne Auflagen o.ä.**
Mir persönlich fällt es schwer, die Folgen einer Legalisierung von
Marihuana abzuschätzen, dementsprechend habe ich mich noch nicht entschieden,
ob ich für oder gegen eine Legalisierung von Marihuana wäre.
Was hältst du von der Legalisierung aller Drogen?
Absolut gar nichts!
Sollte der Zugang zu den harten Drogen legal werden und diese
somit noch einfacher als ohnehin schon zu bekommen sein, gehe ich von deutlich
mehr Konsumenten aus. Die Folgen vom Konsum harter Drogen sind in den
allermeisten Fällen Arbeitslosigkeit und ein deutlicher sozialer Abstieg.
Dies führt zwangsläufig zur Beschaffungskriminalität und dies kann
nicht im Sinne einer sozialen Gesellschaft sein.
Es gibt Drogen, welche aus guten Grund nicht legal sind und es
meines Erachtens auch nie sein sollten. Heroin, Crystal Meth usw. haben ein so
immenses Suchtpotential, welches sich nicht einschätzen lässt. An eine
Legalisierung dieser Drogen sollte kein Gedanke verschwendet werden. Ob man
dann Kokain, Marihuana usw. legalisieren sollte oder nicht ist schwer zu
beantworten. Man muss irgendwo die Grenze ziehen, diese liegt aktuell bei
Cannabis und wird nun diskutiert. Vielleicht wird in x Jahren auch die
Legalisierung von Kokain diskutiert, wer weiß. Ich bin jedoch der Meinung, dass
eine Legalisierung von Kokain nicht gut wäre.
Eine Legalisierung von Marihuana wenn überhaupt unter strengen
Bedingungen. Beispielsweise die, dass man, wenn man unter dem Einfluss von
Marihuana ein Kraftfahrzeug führt, unmittelbar die Fahrerlaubnis entzogen
bekommt und nicht nur ein Monat Fahrverbot.
Hierzu würden
mir noch viele weitere Beispiele einfallen, welche jedoch vermutlich den Rahmen
sprengen würden…
Ein Gespräch von Carmen mit Markus
*Anmerkung der Redaktion: Der Name wurde geändert
** Anmerkung der Redaktion: das ist von Bundesland zu Bundesland (auch wenn das nicht so sein sollte, leider) unterschiedlich.