Wir gedenken den Opfern und Verfolgten des Nationalsozialismus!

Liebe Genossinnen und Genossen, wir haben uns heute hier versammelt um den Millionen zu gedenken, die von dem verbrecherischem Naziregime ermordet wurden, weil sie in der barbarische Rassenlogik des 3. Reiches ausgerottet werden sollten, anderen Glaubens, Überzeugung oder sexueller Orientierung waren, ihr Leben schlicht weniger wert war oder sie aufgestanden und gegen die menschenverachtende Ideologie angetreten waren. Dieses Gedenken fortzuführen und mit Leben zu füllen ist umso wichtiger, als dass immer mehr einen Schlussstrich unter die Geschichte ziehen wollen. 30 Prozent der befragten Deutschen wollen nicht mehr erinnert werden. „70 Jahre des Gedenken sind genug! Warum sollen wir für etwas Verantwortung tragen in das wir als nunmehr 3. Generation nach dem Krieg überhaupt nicht beteiligt waren?“

Umso wichtiger ist es zu sagen: NEIN! Es ist nicht genug! Auschwitz als Symbol für die Verbrechen des Holocaust in seiner ganzen Singularität und bestialischen Dimension hat die Geschichte für immer verändert. Hat auch uns für immer geprägt. Unsere Verantwortung ist es dafür einzutreten und zu kämpfen, dass Auschwitz nie wieder sei!

Und es auch deshalb nicht genug, weil derzeit wieder Rassismus, Nationalismus und Antisemitismus offen durch die Straße der Städte getragen werden! Ich schäme mich, wenn ich Montag für Montag die braunen Horden durch unser München ziehen sehe! Wenn ich in diese Gesichter derer blicke, die Menschlichkeit und Solidarität wieder mit Stiefeln treten, frage ich mich, in was für einer Welt wir eigentlich leben? In was für einem Land? Ein Land, das jahrelang die Augen verschließt vor den Nazimorden des NSU und weg sieht, wenn Nazis nicht einmal 70 Jahre nach dem Ende des systematischen Mordens wieder in allen Teilen des Landes erstarken. Einer Welt in der 69 GenossInnen unser Norwegischen Partnerorganisation AUF erschossen werden, weil sie wie wir für eine offene, plurale Gesellschaft eintraten? Wenn überall in Europa wieder rechtsgerichtete Kräfte auf dem Vormarsch sind.

Sicher: nicht jeder der in einer PEGIDA Demo mitläuft mag ein Nazi sein! Dennoch jeder und jede der hinterherläuft trägt Verantwortung für das, was er unterstützt, für das, was diese Bewegung vertritt. Es ist die Banalität des Bösen, die sich in dem Schatten der Worte: „das wird man ja noch sage dürfen“ versteckt! Sie, die schweigenden Mitläufer tragen genauso Verantwortung für das, was sie unterstützen, wie jene, die vorne schreien!

Es ist falsch Ihre Nähe zu suchen und mit Ihnen reden zu wollen! Denn das hieße nichts anderes als Rassismus als legitime Gesprächsgrundlage anzuerkennen! Das dürfen wir nicht zulassen! Richtig ist: das Erstarken der Rechten und ihrer Mitläufer geht zum Teil auch ein Versagen der Linken und insbesondere der Sozialdemokratie vorweg, die es nicht verstanden hat eine gerechtere Gesellschaft durchzusetzen die allen eine echte Chance zu bieten hat. Dies ist jedoch keine Entschuldigung für unentschuldbares Handeln, vielmehr ist es Mahnung und Aufgabe.

Sicher, es tut gut, wenn München aufsteht und mehr als 20.000 wiederholt klar machen: diese Ideologie, dieser Hass hat keinen Platz in unserer Stadt. Doch es ist ein Kampf, der nicht so schnell vorüber gehen wird, der sich auch nicht durch Symbole, so stark sie auch immer sein mögen, vollenden lassen wird. Ein Kampf, den wir auch weiter führen müssen, wenn sich öffentlicher Protest mehr und mehr erschöpfen mag.

Aber es ist ein Kampf, den wir denen schulden, die ihr Leben eingesetzt haben um gegen Faschismus und Bestialität zu kämpfen, denen, derer wir heute hier gedenken. Das ist unsere Verantwortung. Das bedeutet lebendiges Gedenken. Nie wieder Faschismus!


Gedenkrede von Anno Dietz
Stellv. Vorsitzender der Jusos Bayern und
ehemaliger Vorsitzender der Jusos München

Gehalten anlässlich des Gedenkens an die Opfer und Verfolgten
des Nationalsozialismus von SPD München und Jusos München
am 31. Januar 2015 am Ostfriedhof. Es gilt das gesproche Wort.

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