Ein Erlebnisbericht von Juso-Mitglied Max Taucher zur größten Demonstration der letzten Jahre in München:
Auf diesen Tag haben wir alle wochenlang hingearbeitet & hingefiebert. Wir haben unsere Freunde, Familien, Bekannte, KollegInnen und Unbekannte mobilisiert. Wir haben Sticker geklebt, wir haben Flyer verteilt, Tweets und Posts verfasst. Und jetzt sollte es laut Wetterbericht mitten während der Demo gewittern und regnen. Naja, werden wir halt doch im 4-stelligen TeilnehmerInnen-Bereich bleiben. Das noPAG-Bündnis hat auch bloß 7000 DemonstrantInnen angemeldet und es wäre ja eh schon eine tolle Sache, wenn in München mal mehrere Tausend Menschen für oder gegen eine Sache auf die Straße gingen.
Das waren meine Gedanken am Vorabend.
Um kurz vor 12 Uhr mittags bin ich in die SPD-Zentrale im Oberanger gekommen, und war schon dort überrascht von der Menge an GenossInnen. Wir waren locker über 100 Leute, haben alleine 70 Fahnen ausgeteilt. Dazu kamen noch diverse Banner, die wir Jusos teilweise eine Woche zuvor gebastelt haben. Wir haben uns schließlich alle unten vor der Zentrale eingefunden, wo es von unserem Vorsitzenden Christian noch eine motivierende Ansprache gab, während wir von weitem schon den noPAG-Jugendblock hören konnten. Gegen halb eins kam der Jugendblock um die Ecke und hat uns jubelnd in Empfang genommen. Was für ein geiles Gefühl!
„Hoch die internationale Solidarität!“
Nachdem wir uns eingereiht hatten, ging es lautstark Richtung Marienplatz. Vor der Heilig-Geist-Kirche kamen wir zum Stehen: der Marienplatz war schon lange komplett überfüllt. Wahnsinn. Euphorie machte sich breit, allen war klar: heute sind mindestens 20.000 Menschen auf der Straße.
Der Wetterbericht hat das angekündigte Unwetter inzwischen auch auf 16 Uhr verschoben, es war tatsächlich wunderschönes Wetter. Jetzt legten wir erst einmal eine kleine Pause ein, um darauf zu warten, dass sich der große Block vom Marienplatz in Bewegung setzt. Wir sollten als #noPAG-Jugend die Spitze bilden. Hier stießen auch einige JuLis zum Jugendblock, und wir konnten uns eine Spitze dann doch nicht verkneifen: Der Block stimmte an: „A-Anti-Anticapitalista!“ Die Stimmung war super.
„Alerta, Alerta, Antifascista!“
Jetzt hieß es: „HIN-SETZ-EN!“. Wir zählten einen Countdown runter, und bogen jubelnd im Laufschritt ins Tal. Zu unserer Linken konnten wir die riesige Masse an Menschen auf dem Marienplatz sehen. Vorneweg stand die Südkurve München mit haufenweise Doppelhaltern „NEIN ZUM PAG“. Geil.
„Schießt den Söder auf den Mond – das ist Raumfahrt die sich lohnt!“
Als wir beim Thomas-Wimmer-Ring angekommen sind, machte kurz das Gerücht die Runde, es gäbe Ärger zwischen Antifa und Polizei – dies stellte sich jedoch schnell als haltlos heraus. Alles blieb friedlich, sowohl hinten als auch bei uns vorne. Der Blick nach hinten war immer wieder überwältigend: Kein Ende der Massen in Sicht!
„Die ganze Jugend hasst das PAG!“
Inzwischen erreichten uns auch Nachrichten vom Marienplatz: es waren immer noch tausende Menschen dort, die darauf warteten, losgehen zu können. Irre, so viele Menschen, die hier laut und friedlich für Ihre Freiheit kämpfen!
„CSU und AfD tuen unsrer Freiheit weh!“
Spätestens zu diesem Zeitpunkt war ich dann doch ganz froh, mich auf Wettereventualitäten vorbereitet und Wechselklamotten eingepackt zu haben: Mein Shirt war komplett durchgeschwitzt. Fahnenschwenken, Parolen brüllen, laufen, die Euphorie – und das alles in der prallen Münchner Mittagssonne. Da kann man schon ins Schwitzen kommen. Aber weiter gings!
Als wir uns der Staatskanzlei näherte, wurde es nochmal extra laut. Die Münchner Jugend, unterstützt von FreundInnen und GenossInnen aus ganz Bayern, hatte eine deutliche Message an Söder und Konsorten:
„Wir sind hier und wir sind laut, weil ihr uns die Freiheit klaut!“
Hier traf ich auch auf meine Freundin, die mit vielen ihrer KollegInnen aus der Jugendgerichts-/Familienhilfe an der Demo teilnahm. Es war toll, auch im Jugendblock zu sehen, wie vielschichtig der Protest war.
Inzwischen war auch klar: es sind auch jetzt noch viele Menschen am Marienplatz. Auch als wir bereits lange am Odeonsplatz standen, war der Zug immer noch nicht komplett von dort gestartet. Die Menschen werden hier locker bis zum Siegestor stehen später! Die Laune bei uns war prächtig, der Juso- und SPD-Block war riesig. Zwar haben sich einige wenige JuLis und MUTler mit ihren Fahnen zwischen uns und die Bühne gedrängelt, aber es war unübersehbar: Die Jusos sind hier! Die SPD ist hier! Da ich ein bisschen kleiner bin, war es ganz hilfreich, dass die Demoleitung uns für die Pressefotografen gebeten hatte, mal alle die Fahnen und Banner runterzunehmen, dadurch konnte ich auch mal einen Blick erhaschen, der mich umhaute: So. Viele. Menschen. Wir hatten richtig Spaß.
Es gab hier einige Reden, unter anderem von Florian Ritter, Natascha Kohnen, Carmen & Melli, die allesamt eines klarmachten: Wir werden diesen Angriff auf unsere Freiheit nicht hinnehmen!
Spätestens hier war uns klar, dass hier und heute mindestens 40.000 (vierzigtausend!) Leute auf der Straße sind.
„Ganz Bayern hasst das PAG!“
Bei den Bands, die zwischendurch auftraten, hatten wir dann noch Spaß und haben auch noch ein wenig gepogt und getanzt und mitgegrölt, was die Stimmen halt noch hergaben.
Anschließend haben wir uns noch zwischen Bühne und Feldherrenhalle getroffen, Fahnen eingesammelt und eine kleine Abschlussrede von Christian bekommen, der nochmal klarmachte, was das hier heute für ein Erfolg war. Danach ging es zurück in den Oberanger, wo wir mit GenossInnen aus ganz Bayern (Fahne wedelnde Grüße nach Passau!) – und sogar einer Genossin aus Sinsheim/BaWü – solidarisch Pizza und Bier und andere Getränke teilten. Wir haben gemeinsam gefeiert, gesungen, diskutiert, geplant. Eigentlich wollte ich um 20 Uhr zu Hause sein – daraus wurde dann eher halb zwölf… Diese Gemeinschaft machts möglich. Danke, GenossInnen!