Von Lena Sterzer und Till Heckelbacher
Wir Jusos setzen uns seit Jahren (eigentlich eher Jahrzehnten) für bezahlbare Mobilität für junge Menschen in dieser Stadt ein. Bei sämtlichen Gesprächen mit MandatsträgerInnen, steht das Thema bezahlbare Mobilität immer wieder ganz oben auf der Tagesordnung. Trotzdem geht wenig vorwärts – das liegt vor allem an den unterschiedlichen Zuständigkeiten von Stadt, Land, Verkehrsunternehmen und Tarifverbund. Und natürlich am Geld.
Das 2013 eingeführte Semesterticket war in dieser Hinsicht ein toller Erfolg. Und Ergebnis langer Verhandlungen unterschiedlichster Gruppen, u. a. den Studierenden (z. B. in Form des AK Mobilität der Hochschulen) selbst. Auch nach diesem Durchbruch gingen die Verhandlungen jedoch immer noch weiter, auch weil das Semesterticket zunächst für eine Pilotphase von 2 bzw. 3 Jahren eingeführt wurde. Für diese Zeit hat die Stadt München das Ticket mit einer Ausfallbürgschaft möglich gemacht. Laut Verkehrsunternehmen ist das Ticket derzeit nicht kostendeckend, und das obwohl die ursprünglichen Verkaufsquoten deutlich übertroffen wurden. Allerdings basieren die finanziellen Ausfälle auf Schätzungen.
Der aktuelle Vorschlag ist zugegebenermaßen ein Kompromiss, wäre es nach den Verkehrsunternehmen gegangen, wäre das Ticket allerdings weit teurer geworden. Dass diese sich nicht weiter durchgesetzt haben, haben wir insbesondere dem massiven Druck von Dieter Reiter zu verdanken. Sollten sich nun eine Mehrzahl der Studierenden gegen das Ticket aussprechen, ist es sehr unwahrscheinlich, dass in absehbarer Zeit ein neuer bzw. besserer Vorschlag auf dem Tisch liegt. Die Verkehrsunternehmen haben jedenfalls kein Interesse daran.
Die Wahl vor der die Studierenden stehen ist damit letztendlich eine Farce, da es nur eine Wahl zwischen einem teureren Semesterticket und einem noch teureren Ausbildungstarif II gibt. Der Studierendenschaft wird somit eine massive Preissteigerung aufgezwungen und durch eine unfaire Wahlmöglichkeit nachträglich legitimiert. Um aus dieser Zwickmühle zu kommen müssen die Münchener Studierenden gemeinsam mit den Auszubildenden und Schüler*innen Druck auf der Straße aufzubauen und eine breite Öffentlichkeit für ihr Anliegen schaffen und damit der MVG zeigen, dass wir uns nicht noch einmal über den Tisch ziehen lassen. In der jetzigen konkreten Situation bleibt jedoch nichts anderes übrig als für das angebotene Semesterticket zu stimmen, da alles andere eine massive Verschlechterung der Situation bedeuten würde.
In anderen Bundesländern gibt es günstige Studierendentickets für das gesamte Bundesland, daran könnte sich die CSU-regierte Landesregierung definitiv mal ein Beispiel nehmen. Denn der Freistaat hält sich aus dem ganzen Thema einfach mal komplett raus. Genauso wie viele Gemeinden im Münchner Umland. Dazu kommt noch, dass es in Bayern dank CSU keine verfasste Studierendenschaft gibt, die sich für die Belange von Studierenden einsetzt und daher das Studentenwerk zuständig ist. Aber das ist ein anderes Thema.
Für uns ist übrigens klar: das Semesterticket ist nur ein Teilerfolg. Auch für Schüler*innen und Azubis braucht es eine vernünftige Lösung, die endlich das veraltete Ausbildungstarifsystem ablöst. Wir wollen ein bezahlbares Ticket für alle Menschen in Bildung und Ausbildung. Dafür engagieren wir uns u. a. gemeinsam mit der DGB-Jugend, dem Kreisjugendring und vielen weiteren im AK Ausbildungsticket.
Deshalb heißt es: Heute für das Semesterticket stimmen – morgen für das Ausbildungsticket kämpfen!