Von Milos Vujovic
Laut Rentenbericht 2016 des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB), liegt für das Jahr 2015 die durchschnittliche Altersrente in Bayern bei 1.078€ für Männer und 610€ für Frauen. Betrachtet man nun, die Kaufkraft- und Wachstumsentwicklung dieser Renten seit dem Jahr 2000, stellt man fest, dass die Renten zwar angewachsen sind, man sich im Vergleich zum Jahr 2000 weniger dafür kaufen kann.
Bereits heute können in Bayern über 120.000 Menschen nicht von ihrer Rente leben und müssen weitere Unterstützung durch den Staat in Anspruch nehmen. Die Tendenz ist steigend. Warum ist das jetzt aber so interessant für einen politischen Jugendverband und für junge Menschen? Immerhin haben die meisten noch ein sehr gutes Stück Arbeit vor sich, bis man in Rente gehen könnte.
Weil sich die Rente von Morgen bereits heute entscheidet. Rentenzahlungen sind nicht zuletzt ein Spiegelbild der eigenen Erwerbsbiografie. Daneben entscheiden die Arbeitsbedingungen mit, ob die Arbeitsfähigkeit bis zur gesetzlichen Regelaltersrente gegeben ist und ein gesundes Ausscheiden aus dem Erwerbsleben in die Rentenphase gelingt. Das sind alles Faktoren, die wir heute (mit)entscheiden, allerdings den größten Einschnitt erst beim Renteneintritt bedeuten können.
Bereits jetzt können etwa 25% der Beschäftigten in Bayern nicht genug in die Rentenversicherung einzahlen. Erwerbsbiographien sind in zunehmendem Maße atypisch. Das bedeutet, dass sie zunehmend in Teilzeit, Leiharbeit, befristet oder geringfügig beschäftigt sind. In Bayern ist das mittlerweile fast jedeR vierte Beschäftigte.
Junge Menschen bis 35 sind davon besonders betroffen. Sie machen etwa 33% aller Beschäftigten aus. Dafür machen sie 47% der in Leiharbeit befindlichen aus. Das bedeutet, dass fast die Hälfte der jungen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nicht die Möglichkeit haben, einen stabilen Versicherungsverlauf und eine kontinuierliche Arbeitsbiographie aufzubauen.
Das sind aber entscheidende Faktoren für eine auskömmliche Rente. Auch weil die Bezahlung in diesen Arbeitsverhältnissen nicht das finanzielle Polster bildet, dass notwendig ist, um diese Rente zu bilden.
Das bedeutet, wir stehen im Prinzip vor drei schwerwiegenden Aufgabenfelder.
Zum einen müssen wir dafür sorgen, dass das augenblickliche Rentenniveau nicht noch weiter absinkt. Bereits ist diese auf einem fragwürdig niedrigem Niveau. Jede Reform, die dies in Angriff nimmt, muss eine Anhebung des derzeitigen Niveaus zum Ziel haben.
Zum anderen, müssen wir deutlich an der Lohnerhöhung arbeiten. Die Losung einer ganzheitlichen Sozial- und Arbeitsmarktpolitik kann nicht mehr heißen, dass man für man einen Lohn arbeitet, von dem man leben kann. Nein, das neue Ziel muss sein, dass man für einen Lohn arbeitet, der für eine auskömmliche Rente reicht.
Zum dritten, muss der Teufelskreis der atypischen Beschäftigung durchbrochen werden. Leiharbeit und Werkverträge, sowie Minijobs und befristete Beschäftigung dürfen nicht dazu führen, dass Erwerbsbiographien eine Gestalt annehmen, dass eine auskömmliche Rente nicht erreicht werden kann. Sind sie ein Stolperstein auf diesem Weg, haben sie ihre Existenzgrundlage verloren. Insbesondere Frauen sind von diesen atypischen Erwerbsverhältnissen beim Lohn- und Rentenniveau betroffen. Sie sind mit ein Grund, warum Altersarmut stark weiblich geprägt ist. Das muss sich ändern. Damit die Rente ab Morgen wieder zum Leben reicht.